Reiseleitung » Angenehmes Reisen mit der DB

Ihr werdet es nicht glauben, aber mir ist heute vielleicht was passiert... also ich fang vorne an.

Ich wollte zum Philosophiekurs nach Bochum. Mit dem Zug. Allein. Prinzipiell kein Problem, wäre da nicht diese typisch weibliche Orientierungslosigkeit...

Aber ich fang vorne an...
Ich ging also heute zum sogenannten Reiseinformationscenter und kaufte mir eine Fahrkarte nach Bochum. Dann musste ich zum Gleis 8. Als ich dort stand, kam alle 2 Minuten durch den Lautsprecher, dass der Zug von Hamm über Kamen, Dortmund und Bochum nach Düsseldorf circa 5 Minuten Verspätung hat. Irgendwann hörte ich dann den Satzfetzen "Zug blablabla fährt jetzt auf Gleis 8 ein, bitte zurücktretehn blablabla."
"Super", dachte ich mir, "dann kanns ja los gehen."
Todesmutig stieg ich also in diesen Zug und setzte mich gegenüber einer netten Frau Ende 20. Ich wollte mich noch vergewissern: "Dieser Zug fährt doch nach Bochum, oder?", aber dann fragte ich mich, warum er es nicht tun sollte, wenn er auf Gleis 8 hält und stöpselte meinen Mp3-Player in die Ohren.
Nach circa 20 Minuten Fahrt kam ein Schaffner und wollte die Fahrkarten kontrollieren. Ganz stolz - ich hatte meine tolle Karte ja extra griffbereit - hielt ich ihm sofort die karte unter die Nase. Er sah sie genauer an, nahm sie mir aus der Hand und stutzte.
Dann fragte er: "Wo wollen Sie hin?"
Ich: "Nach Bochum. Wieso, stimmt was nicht?"
Er: "Naja, sie sitzen im Zug nach Paderborn."
Ich (lachend): "Wie jetzt? Sie machen doch nen Witz, oder?"
Er (zurück lachend): "Nein, das ist jetzt mein Ernst."
Ich: "Nein, oder?"
Die Frau gegenüber (baff): "Hups..."
Ich: "Dito, hups."
Der Schaffner: "Genau. Hups."
Ich (leicht verzweifelt): "Was mach´ ich denn jetzt?"
Er: "Steigen Sie einfach in Soest aus, dann gehen Sie zu Gleis 4 und nehmen den RE nach Hamm. Dort steigen Sie um in den RE nach Bochum."
Ich: "Muss ich jetzt was nach zahlen?"
Er: "Nein, nein... fahren Sie mal. Alles Gute."
Ich (tief ausatmend und begreifend): "Danke..."
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Nach mir endlos scheinenden weiteren 10 Minuten kam ich in Soest an und stieg aus. Dort ging ich auf direktem Wege zum dortigen Reiseinformationscenter und musste geschlagene 20 Minuten warten, da die beiden netten älteren Herren hinter den beiden Countern alle Fragen der Kunden besonders lustig fanden und nicht in den Quark kamen.
Ich war am Rande der Verzweifelung und zwang mich zur Ruhe, denn nervös war ich schon. Das konnte ja auch wieder mal nur mir passieren...
Als ich dann endlich dran kam, schilderte ich dem netten Herrn meine Leidensgeschichte und der bekam sich natürlich vor Lachen gar nicht mehr ein. Meine Nervosiät entlud sich dann auch in einem Lachanfall und so standen wir da erst mal und lachten uns tot. (Oh mein Gott...)
Dann druckte er mir aus, auf welchem Gleis ich in Soest abfahren sollte und wo ich in Hamm umsteigen sollte und erklärte mir ganz haarklein, wo ich hin musste. Ich muss ihn wohl ziemlich debil angeguckt haben, denn als er mein Gesicht nach seiner Erklärung sah, fing er wieder an zu lachen und holte einen Textmarker heraus, um die Gleise noch einmal farblich zu markieren. Das war wirklich nett von ihm.
Als ich aus dem Infocenter herauskam, war mir klar:
"Ich musste zu Gleis 4. Egal wie."
Der nette Herr am Counter hatte mir erklärt, wie ich dahin kam, aber irgendwie sah das dann doch alles ganz anders aus, als ich inmitten der kleinen soester Bahnhofshalle stand.
Ich hatte keinen Plan, wo ich hinmusste. Also fragte ich ganz höflich einen jungen Mann, der mir sagte, wo´s lang ging *gg*.
Nach der Erklärung war ich binnen 3 Minuten auf Gleis 4 und wollte den Zug um 16:57 Uhr nehmen. Noch war kein Zug da und die Lautsprecherstimme kündigte 12 Minuten Verspätung meines Zuges an. Ich sah auf die Anzeigetafel, die einen Zug um 16:37 Uhr ankündigte und war verwirrt, denn ich sollte doch den um 16:57 Uhr nehmen! Schnell fand ich einen anderen jungen Mann, dem ich meine Lage schildern konnte. Patent wie er war verstand er sofort meine Verwirrung und sagte mir, dass der Zug um 16:37 Uhr ein verspätet sei und auch über Hamm führe, ich könne den also nehmen.
"Au Klasse!", dachte ich mir, "dann bin ich ja viel eher in Bochum!"
Keine zwei Minuten später fuhr der Zug auf Gleis 4 ein und ich stieg abermals todesmutig ein.
Schnell fand ich ein Abteil, in dem fünf ältere Herren saßen. Ich fragte, ob der leere Platz noch frei sei und man bejahte eifrig. So kam es also, dass ich mit 5 Bayern (!) in einem Abteil saß.
Diesmal war das erste, was ich tat, zu fragen, ob dieser Zug auch wirklich nach Hamm führe, da ich nach Bochum wolle. Man schaute mich etwas komisch an und bejahte. Einer holte sogar sofort den Fahrplan heraus und erklärte mir ganz genau, dass dieser Zug über Hamm, Dortmund und Bochum führe.
Ich (völlig von den Socken): "Dann muss ich ja in Hamm gar nicht umsteigen!"
Er: "Nein, warum?"
Ich erzählte zum zweiten Mal meine Geschichte...[...]
So kamen wir dann in ein recht interessantes Gespräch über Bergbau, Kultur und Weißbier und es war wirklich sehr lustig. Ich musste mir nur ständig ins Gedächtnis rufen nichts abfälliges über Gott, die Kirche, Religion und Bayern zu sagen. :lachen:
Plötzlich kam die nette Stimme aus dem Lautsprecher wieder und begrüßte uns im IC von blabla über Soest, Hamm, Dortmund, Bochum blablabla.
Ich war geschockt: "Das hier ist ein Intercity???"
Antwort: "Joa freilig!"
Ich: "Ist denn meine Karte dafür überhaupt gültig?"
Da stand: Für Nahverkehrszüge. Ich dachte angestrengt nach... inter heißt auf Deutsch zwischen... Logisch erschloss ich mir, dass ich in einem Zug saß, der zwischen großen Städten fuhr...hm...das ist irgendwie kein Nahverkehrszug. Ich wartete also bangend darauf, dass der Schaffner kam und mich bei meiner unbeabsichtigten Straftat erwischte und überlegte, ob man hier wohl mit Karte zahlen konnte. Außerdem hätte ich es toll gefunden, wenn die Zugbegleiterin mal mit Lachsschnittchen vorbeigekommen wäre.
Da wird man durch den Lautsprecher vom Kapitän persönlich so nett und einmal auf Deutsch und einmal auf Englisch ganz herzlich begrüßt und gebauchpinselt, und dann kommen keine Lachsschnittchen. Ich nahm mir vor, mich bei Gelegenheit irgendwo zu beschweren.
Wie dem auch sei, der Schaffner kam nicht, ich jedoch ungeschoren davon.
Um 17:35 Uhr kam ich dann eeeeeeendlich in Bochum an.
Ich freute mich uuuuuunglaublich meinen Vater zu sehen, der so viel Blödheit und Orientierungslosigkeit nicht fassen konnte. So ganz kann er immer noch nicht drüber lachen, aber wenigstens regt er sich jetzt nicht mehr so auf. Meiner Mutter haben wir die ganze Geschichte natürlich verschwiegen... die würde mich ja nie wieder Zug fahren lassen! :evilgrins:

Aber beim nächsten Mal kaufe ich glaube ich wirklich das Kinderticket. Da kann ich nicht in den falschen Zug steigen, nirgendwo falsch aussteigen, nicht am Arsch der Welt ankommen... und vielleicht krieg ich da sogar noch nen Lolli dabei... wenns schon keine Lachsschnittchen gibt... :engel:

So. Das solls von mir für heut gewesen sein. Ach ja... ein kleiner Hinweis noch:
"Bitte machen Sie das nicht nach." :lachen:

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Sorry, Tante Dolly... kannst du den ersten Beitrag löschen? :engel: